Beitrag zum Amtsblatt 02 / 2001 der Gemeinde Werneck

Bräuche zur Passions- und Osterzeit

Zusammengetragen und aufgezeichnet vom Historischen Arbeitskreis Werneck HAW

Der Palmsonntag

leitet die Karwoche ein, die auch als„stille Woche“, weil alle Arbeit ruhte oder als „Heilige Woche“ bezeichnet wird. Zur Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem wird seit dem 6. Jahrhundert  der Palmsonntag gefeiert. -
Einige alte Bauernregeln besagen:
„Palmsonntag im Klee, Ostern im Schnee. -
Am Palmsonntag Sonnenschein soll ein gutes Zeichen sein“.
Die Vorsilbe „Kar“ stammt aus dem Althochdeutschen und steht für Wehklage und Trauer. Im Mittelpunkt der katholischen Palmtradition stand - und steht auch heute noch - die Weihe der Palmen. Aber es gab auch Palmenbuschen aus Efeu und aus Immergrün, weit verbreitet waren Zweige mit Weidenkätzchen, „Palmkätzchen“, die heute unter Naturschutz stehen. Man ver- sprach sich von den geweihten Palmen Schutz vor Feuer und Blitz, wenn man sie vor das Haus oder in den Garten stellte.

  Gründonnerstag
Im Laufe der Sprachentwicklung hat sich dann im
Deutschen der Name Gründonnerstag gebildet, obwohl sein Ursprung in dem Wort „Greindonnerstag“ zu vermuten ist. An diesem Tag wurden die seit Aschermittwoch aus der Kirche ausgeschlossenen Büßer, die „Greinenden“ (Weinenden), wieder in die Kirchengemeinschaft aufgenommen. Übrigens, vom Gründonnerstag an verstummen die Kirchenglocken - nach Volksmeinung seien diese nach Rom „geflogen“, um dann in der Osternacht frisch gereinigt und geölt mit ihrem Glockengeläut die Gläubigen zur feierlichen Messe zu rufen. In den Tagen zwischen Gründonnerstag und Ostern ging die Dorfjugend - zumeist nun aber die MinistrantenInnen - mit Ratschen zum Gottesdienst, was sich möglicherweise aus den lärmenden Abwehrzaubereien aus vorchristlicher Zeit entwickelt hat. Einer dieser dabei gesungenen Texte lautet folgendermaßen:
„Das ist der Englische Gruß, den jeder Christ beten muß,
Ave Maria“.

  Karfreitag

Die Katholiken begehen den Todestag Christi in aller Stille und mit strengem Fasten. Ein echter Festtag ist er bei den Protestanten, für sie ist der „Stille Freitag“ der höchste Feiertag des Kirchenjahres, der mit einem feierlichen Abendmahl gewürdigt wird. Jeglicher Lärm, wie Musik und Tanz, ist verboten. Die Gläubigen litten am Karfreitag in aller Stille mit und unterzogen sich vielerlei Geboten, die sich, je nach Region, unterschieden.

  Karsamstag

Der Karsamstag zählt in der katholischen Kirche zu den „Vigilien“, der Name geht auf das lateinische „vigil“, das heißt Nachtwache, zurück. Die Vigilien sind den hohen Festen vorangehende Tage: der Karsamstag und der Samstag vor Pfingsten. An diesen beiden Tagen wurden die Erwachsenen der Urkirche getauft, deshalb wird der Karsamstag auch manchmal als „Taufsamstag“ bezeichnet. Mit diesem Tag beginnen die Vorbereitungen für den freudigen Teil von Ostern, er leitet zum triumphalen Fest der Auferstehung über. Ein weit verbreiteter Karsamstagsbrauch, der über die Jahrhunderte hinweg allen Anfechtungen trotzte und auf höchst vergnügliche Weise den Beginn Osterns

weit ins Land hinaus verkündete, war das Osterfeuer. In einem Brief des Papstes Bonifatius von 751 findet man die erste Erwähnung eines solchen Feuers.

Die Osternacht

Wichtigstes Ereignis des Osterfestes ist in der Osternacht die Entzündung des Osterfeuers vor der Kirche. Einem alten Brauch folgend geschieht es oftmals durch Feuerstein und Stahl. Umgedeutet besagt dieses Ritual, dass auch Jesus gleich einem Funken aus dem Steingrab auffuhr. Das Feuer wird durch den Priester geweiht und die Osterkerze für die sich anschließende Ostermesse daran entzündet. Die Kerze ist festlich geschmückt, wobei in früheren Zeiten niemals die fünf Weizenkörner fehlen durften als Zeichen für die fünf Wunden Christi bei der Kreuzigung. Ebenfalls in der Osternacht findet in der Kirche die Weihe des Taufwassers statt, welche früher nur am Abend vor Ostern und Pfingsten vollzogen wurde. Von altersher  dürfen Gläubige sich geweihtes Osterwasser und das Osterlicht mit nach Hause nehmen.

  Entstehung des Festes - woher kommt unser „Ostern“?

Die Germanen feierten um diese Zeit ihr Frühlingsfest zu Ehren der Göttin Ostera (Ostara, Eostre). Der Name Ostern leitet sich von dieser germanischen Frühlingsgöttin ab.

Die führenden Mythologen nachfolgender Zeiten sprachen sich dagegen aus, dass das wichtigste Kirchenfest einen nichtchrist- lichen Namen trägt. Sie erklärten dagegen als so gut wie gesichert, dass das Wort „Ostern“ auf die Himmelsrichtung Osten zurück geht.
Seit dem Konzil von Nicäa im Jahr 325 wird das Osterfest
immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond begangen. Ostern ist also ein vom Mondwechsel abhängiges Fest und erhält dadurch jedes Jahr einen anderen Termin in dem Zeitraum zwischen dem 22. März und dem 25. April.

  Zum Osterfest gehören Osterhase und Osterei

Das Ei ist Symbol der Vollendung, der Fruchtbarkeit, der Geburt und der Wiedergeburt. Die christliche Kirche benutzt das Ei als Symbol für die Auferstehung Christi. - Ein Zufall soll dem Hasen angeblich zu seiner großen Beliebtheit verholfen haben. Der Osterhase ist durch das Missgeschick eines Bäckers entstanden, der ein Osterlamm backen wollte. Stattdessen kam aus dem Backofen ein Gebilde, das dem Aussehen nach eher einem Hasen glich, als dem beabsichtigten Lamm.

Quellenangabe: Barbara  Pohte - „Ostern“, 1989, Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach und Frauke Stobbe-Rosenstock, „Osterschmuck  und Osterbräuche“, 1990, Ulmer Stuttgart.