Beitrag zum Amtsblatt 32 / 2001 der Gemeinde Werneck

Feste - von Mariä Himmelfahrt bis Michaeli

Zusammengestellt  vom Historischen Verein Markt Werneck e.V.  - AK „Sagen, Geschichten, Mundart“

15. August: Mariä Himmelfahrt
Andere Bezeichnungen für Mariä Himmelfahrt sind         „Großer Frauentag“, „Mariä Würz-“ oder „Mariä Kräuterweih“. Der alte Brauch der Kräuterweihe hat
sich aus Legenden um Maria entwickelt. Nach einer
dieser Legenden ließen die Apostel das Grab der
Gottesmutter noch einmal öffnen, aber sie fanden darin nicht mehr den Leichnam, sondern Blumen. Eine andere Legende erzählt, dass dem Grab in dem Augenblick, in dem Maria in den Himmel aufgenommen wurde, ein wunderbarer Duft wie von Kräutern und Blumen ent- stiegen sein soll.
In katholischen Landen wird dann die Arbeit und
Erntezeit nochmals am 15. August unterbrochen. Die Würzbüschel setzen sich aus vielerlei bestimmten
Kräutern zusammen; die Reste wurden dem Vieh bei
Krankheiten sorgsam ins Futter gemischt und wohl auch als Heilmittel bei Menschen verwendet. (Kirchenpatrozinium in Schleerieth und  Werneck). Es ist der Beginn der sog. Frauendreißiger: So werden die dreißig Marientage von Mariä Himmelfahrt bis Mariä Namen genannt. In dieser Zeit finden auch heute noch, viele Marienwallfahrten statt.

24. August: St. Bartholomäus
Der hl. Bartholomäus, einer der Apostel, verkündete das Evangelium in Mesopotamien, Indien und Armenien. Aufgrund seines Märtyrertodes wurde er Patron der Gerber, Metzger und Schafhirten. („Dicker Tag“ in Zeuzleben). Der Bartholomäustag leitet die Herbstzeit ein: „Barthelme ziehn die Gewitter hee“.

  8. September: Mariä Geburt
Das ist außer Weihnachten und dem Johannistag der einzige Geburtstag, der im Laufe des Kirchenjahres gefeiert wird, er heißt auch der kleine Frauentag.

  12. September: Mariä Namen
Im vorigen Jahrhundert war es Sitte, kleinen Mädchen, die an diesem Tag getauft wurden, den Namen Maria als Rufnamen oder zumindest als zweiten Taufnamen zu geben.

  15. September: Mariä Schmerz
Mit diesem Festtag enden die sog. Frauendreißiger, die Mitte August begonnen hatten. Sie werden als gute und segensreiche Zeit betrachtet, in der die Ernte ein- gebracht und die Vorräte gerichtet sind.

  17. September: Tag der hl. Hildegard von Bingen,
die 1148 ein Benediktinerkloster auf dem Rupertsberg
bei Bingen gründete und als dessen Äbtissin 1179 starb.
Sie war eine der ersten deutschen Dichterinnen und eine große Kräuterkundige.

29. September: Tag der heiligen Erzengel Michael, Gabriel und Rafael
Michael ist der Fürst über die himmlischen Heerscharen
und bestand als Anführer der guten Engel den Kampf gegen Luzifer und seinen Anhang. (Patrozinium Ettleben).
Gabriel ist der Bote Gottes (an Mariä Verkündigung),
Rafaels Name lautet: Gott heilt. Er trägt die Gebete der Menschen zu Gottes Thron und ist Patron der Reisen- den.

  Erntezeit - Erntedankfest
Schon im Altertum wurde die Einbringung der Ernte mit überschäumenden Festen gefeiert. Viele alte Bräuche übernahm die christliche Kirche und wandelte sie in ihrem Sinne um. Das Erntedankfest wird, je nach Land- schaft, von den Katholiken an verschiedenen Sonnta- gen im Herbst gefeiert, die evangelische Kirche setzte es auf den ersten Sonntag nach Michaeli fest.
Oft wurde die letzte Garbe kunstvoll zu einem Erntekranz
oder einer Erntekrone zusammengebunden, mit Blumen, Garten- und Feldfrüchten geschmückt.
Die Erntekrone wird meist von den Mädchen am Vortag
auf dem Feld gewunden oder gebunden. Wenn sie kunstvoller sein soll, setzen sich die Mädchen ein paar Abende lang zusammen.

Die prächtige Erntekrone ist Zeichen des Dankes für rei- chen Erntesegen. Jedem Erntehelfer stand eine bestimm- te Menge an Kuchen zu, und wehe dem Bauern, der sich nicht daran hielt, er hatte es nicht leicht, das nächste Mal wieder Helfer zu bekommen. -
Der Schnitterkranz, wie die Erntekrone auch genannt
wird, wird je nach Gegend mit zusätzlichen Symbolen oder Figuren geschmückt, Eiern oder Früchteketten,
einem holzgeschnitzten bemalten oder vergoldeten Hahn,
einem Zettel mit selbst gemachtem Erntegedicht, einem Kürbis, in den ein Gesicht geschnitzt und eine Kerze gestellt wird, zwei holzgeschnitzten Figuren, die den Schnitter mit der Sense und die Binderin mit der Harke darstellen, einem roten Pappherz, auf dem ein Segensgedicht für die Herrschaft steht oder roten Hagebuttenschnüren.
Viele Geräte und Maschinen standen zur Erntezeit in Ge-
brauch: Die Sichel, die Sense, die Mähmaschine, die Ab-
lage, von Pferden oder Ochsen gezogen, der Mäh- Selbstbinder, voran der Bulldog. Heutzutage der Mäh- drescher. -
Ein bronzenes Sichelbruchstück (700 v. Chr.) - gefunden
in der Zeuzlebener Flur - zeugt von frühestem Getreide- anbau in unserer Gegend.

Quellen: Ingeborg Weber-Kellermann, „Saure Wochen, frohe Feste“, Verlag C.J. Bucher GmbH, München  -  Sybil Gräfin Schönfeldt, „Feste und  Bräuche durch das Jahr“, Urania, Berlin - Georg Haddenbach, „Bauernregeln, Bauernweisheiten und -sprüche“, Falken Verlag GmbH, Niedern-hausen - Julia Jones, Barbara Deer, Heinz Siedler „Kulinarisch-ergötzliches Jahrbuch der Feiern und Feste“, Gerstenberg, Hildesheim.