Hochzeitszug von 1842

Bildquelle: Stadtmuseum München

 

Die Kronprinzenhochzeit 1842 in München war ein besonderes Ereignis, das Vasbühl und Schnackenwerth betrifft.

König Ludwig I. von Bayern hatte beschlossen, bei der Vermählung seines Sohnes Maximilian mit der Kronprinzessin Maria von Preußen zeitgleich mit der Trauung von 35 Brautpaaren aus den acht Regierungsbezirken eine prächtige Hochzeitsgesellschaft zu präsentieren. Höhepunkt war der Hochzeitszug vor seiner Königlichen Majestät am Festplatz Theresienwiese.
Also ergingen Einladungen an alle Regierungspräsidenten ins Land mit Angabe präziser Bedingungen für die Auswahl der Jungpaare. “Die Brautpaare sollten am Festtage selbst ihre Hochzeit in München feiern und in provinzieller, also bodenständiger Tracht und feierlichem Hochzeitszuge erscheinen...Vorzügliche Unbescholtenheit und Reinheit der Sitten ist als erstes Bedingnis zu betrachten...Und es ist sehr wünschenswert, dass auch die Persönlichkeit und respektvolle Erscheinung der Ausgewählten der Idee einer Repräsentation der Volksstämme in angemessener würdiger Weise entspreche.“

Das vom Bezirk Werneck ermittelte Brautpaar aus vermögendem Bauernstand waren Johann Pfister aus Vasbühl und Margaretha Treutlein aus Schnackenwerth, beide hatten einen ausgezeichneten Leumund. Noch wichtiger fast als die Brautleute war die Tracht, die auch in dem Antwortschreiben an das Ministerium vier Seiten umfasst. Eine präziseste Modeanalyse aus jenen Tagen und jener Gegend, die in München Gefallen fand. Schließlich wurde noch darauf hingewiesen, dass das designierte Brautpaar gut betucht sei, etwa 10 000 fl zusammenbringe, „sodass eine Ausstattung anzubieten nicht einmal versucht werden dürfe, weil dieses Anerbieten nur verletzen würde, folglich also nur die Reisekosten sowie sonstige gelegentliche Ausgaben von den bewilligten 1500 fl zu begleichen wären.“ München war zufrieden, beanstandete aber den zu großen Begleittroß von 50 Personen. Worauf das königliche Landgericht Werneck antwortet: „In dem das gehorsamste Landgericht dem hohen Präsidium für die, dem Distrikt Werneck in Aussicht gestellte Auszeichnung den schuldigsten Dank darbringt, wird zugleich die Anzeige erstattet, dass der vorläufig bestimmten Reduktion des Brautzuges auf Seite des Brautpaares und ihrer Familien nicht auf das mindeste Bedenken errege und daher auf dieser Seite der Vollzug der vom Distrikte so sehr gewünschten Abordnung nicht beanstandet sei.“ Man einigte sich auf 14 Personen, trotzdem war die Hochzeitsgruppe aus dem Werntalgau zahlenmäßig eine der am stärksten vertretenen Abordnungen. Außerdem wurde dem Brautpaar die Ehre zuteil, die Embleme des diesseitigen Regierungsbezirkes, als Trauben, Obst, Korn- und Weizenähren samt Sichel seiner Majestät zu Füßen zu legen. Diese letzte Anweisung der königlichen Regierung dürfte für einige Aufregung gesorgt haben, da das Schreiben erst am 9. Oktober eintraf, also kurz vor der Abreise.

Die Reise verlief von Vasbühl, bzw. Schnackenwerth nach Werneck mit eigenen Pferdewerken. Am 13. Oktober 1842 früh 7 Uhr mit dem Postkutscheneilwagen von Werneck nach Würzburg. Es musste dazu ein Beiwagen angefordert werden.
Ankunft 9 Uhr. Am selben Tag 11 Uhr Abfahrt nach Augsburg, dort am nächsten Tag 11 Uhr Ankunft. Von Augsburg aus ging die Fahrt mit der im Jahr 1840 erbauten Eisenbahn am selben Tag um 14 Uhr weiter nach München, wo die Gruppe um 17 Uhr eintraf. Die Hochzeitsgesellschaft war also 34 Stunden unterwegs.
Am Morgen des 16. Oktober fand im großen Rathaussaal die standesamtliche Trauung der 35 Brautpaare statt. Anschließend ordneten sich die Brautzüge zum Kirchgang. Die Trauung der katholischen Brautpaare fand in der Hofkirche statt, wo 7 Pfarrer an sieben Altären die Trauungen vollzogen. Danach zogen die Brautzüge in der gleichen Ordnung durch die Stadt in Richtung Theresienwiese, mit einem kurzen Halt zum Mittagessen in der Bierbrauerei Pschorr, welches von der Stadt München gegeben wurde.
Das Vorbeiziehen der Brautpaare und deren Angehörige am königlichen Pavillon bildete einen besonderen Höhepunkt auf der Festwiese. Als Erinnerungsgabe wurden den Bräuten je ein goldener Ring mit Inschrift überreicht, außerdem bekamen sämtliche am Brautzug beteiligte Personen eine eigens geprägte Gedenkmünze überreicht, die auf der einen Seite ein Brustbild des Königs, auf der anderen Seite das hohe Brautpaar zeigte.
Danach konnten sich die Brautpaare mit ihrer Begleitung auf die Tribüne gegenüber des königlichen Pavillons begeben und dem Fest, mit Pferderennen, Preisverleihungen und Ehrungen beiwohnen.
Laut Bericht konnte das Wetter nicht wünschenswerter sein, so dass das Fest für alle einzigartig war.
„Man hat noch nie so etwas Schönes und Eigentümliches dieser Art gesehen. München war nie so belebt wie an diesen Tagen“, schrieb die Münchener Zeitung, hingerissen von Glanz und Pomp, von den festlichen bäuerlichen Trachten, dem königlichen Ornat und Schmuck der Häuser, Fahnen und Blumenteppichen.
Die Rückreise begann am Montag den 17. Oktober 7 Uhr. Am Dienstag 16 Uhr traf die Postkutsche wieder in der Heimatstation Werneck ein.

Das Brautpaar wurde in Schnackenwerth ansässig, und da es dort bereits eine Familie mit den Nachnamen Pfister gab, erhielten sie von der Bevölkerung den Beinamen „ Oktobersch“.
Den damals geltenden Bestimmungen aus München, wonach die ersten Kinder der am Fest beteiligten Brautpaare nach dem fürstlichen Paar genannt werden sollten, war für das Schnackenwerther Paar nicht binden. Hatten sie doch keine Ausstattungshilfe seitens des Königs erhalten und nur die Reisekosten in Anspruch genommen.

Zu verdanken sind die Aufzeichnungen Hr. Richard Reinhart aus Eckartshausen, der erfolgreich unterfränkische Trachtengeschichte erforschte. Er erinnerte sich, dass ihm noch in den dreißiger Jahren alteingesessene Einheimische von einer Königshochzeit erzählten.  Als Fr. Alma Amrhein, geb. Pfister in ihrem Elternhaus in Schnackenwerth Festprogramme aus dem Jahr 1842 fand, nahm Reinhart erneut Nachforschungen auf und konnte eine lückenlose Darstellung dieser Begebenheit vorlegen.

Quellen:  
„Vom Werntal nach München zur Hochzeit Anno 1842“ von Richard Reinhart,
Schweinfurter Tagblatt 29./30. Juni 1985 „Im Pferdewagen zur Massenhochzeit“ von Günther Winbauer

Zusammenfassung Andrea Weber

Ergänzender Link: Bavarikon