ESSLEBEN
Ein
Dorf ändert im
Laufe von zwei Jahrhunderten sein
Gesicht Historischer Verein
Markt Werneck e.V. 2001 |
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Das Dorf vor 100 Jahren
Den „Gruss aus Essleben“ hat Otto Burlein
(geb. 1878), der Sohn des Kaufmanns und Landtagsabgeordneten Leonhard
Burlein verf(ertigt). „Mit Akkuratesse“ hat er „die Einzelmotive
der Ortsansicht“ gezeichnet. Es ist verständlich, dass er sein
Vaterhaus „Kaufhaus und Getreidehandlung L. Burlein“
(heute Englert) und die Kirchstraße – Werbung in
damaliger Zeit – als Motive gewählt hat. Der Name „Villa
Hellmuth“ für das erste Bahnhofsgebäude ist heute nicht mehr
erklärbar.
Die Totalansicht zeigt den See, die Kirche und
einen Teil des Dorfes. Der Künstler hat hier seine Phantasie schweifen
lassen. Zwei winzige Schwäne, aber übergroße Schwalben, mächtige
Seerosen mit Schilfstengeln und das Blütengerank sorgen für eine
romantische Stimmung, von der sicher auch die Kahnfahrer erfasst sind.
Der linke Kanute scheint kräftig zu rudern, während der andere
Kavalier die Dame seines Herzens – vermutlich in Krinoline, mit
Parasol und Sonnenhut – spazieren fährt.
In der Kirchstraße erkennt man auf der rechten Seite das
Kaufhaus, den Plattenweg und das Pfarrhaus. Links lässt sich die Weth
erahnen. Drei Männer, die wohl vom Wirtshaus zum Goldenen Stern kommen,
laufen Richtung Kirche.
Vor dem Kaufhaus zeigen zwei Radfahrer ihr Können und finden
Bewunderung bei einigen Zuschauern. „Radfahrer .... sind verhältnismäßig
selten auf Lithographien dieser Art. Sie waren damals vor der
Jahrhundertwende im Straßenbild ja auch nur bescheiden vertreten.“ In
Essleben aber waren sie nicht unbekannt; hatte man doch hier schon 1896
einen Radfahrerverein gegründet. „Steindrucke erlebten um die Jahrhundertwende eine Blütezeit. Diese Lithographien, ehemals eine Alltäglichkeit, gelten heute als Kunstwerke eigener Art.“ Für Essleben ist der Steindruck von Otto Burlein ein „kulturgeschichtliches Dokument besonderen Ranges“.
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Essleben – vor 200 Jahren
So sah der Geometer Quell aus Iphofen das Dorf in seinem Rissbuch
von 1790. Das Titelblatt zeigt das Dorf von Süden aus. Die Häuser und
Straßen können und wollen nicht maßstabsgerecht sein; die wichtigsten
Gebäude jedoch sind deutlich zu erkennen.
Quell vermittelt uns eher ein Bild ländlichen Friedens.
Ein freundlich winkender Wanderer mit dem Reisebündel auf dem Buckel grüßt
einen Spaziergänger, der von Süden kommend dem Dorf zustrebt. Sein Hündchen
hüpft schwanzwedelnd voraus. Phantasievögel auf dem Acker und unverhältnismäßig
große Gänse oder Enten auf dem See verstärken den idyllischen
Eindruck.
Die Kirche (1) mit dem Spitzturm und
den vier Ecktürmchen, den sogenannten Pfefferbüchsen, überragt die
133 Häuser mit den dazugehörenden Scheunen und Nebengebäuden. An die
600 Menschen, Bauern und zahlreiche kleine Handwerker leben hier. Vor
dem Turm des Gotteshauses steht das Rathaus (2) mit der Schule
unter einem Dach und dem Rundturm mit welscher Haube, in dem das Weinglöcklein
hängt. Es läutet jeden Abend zur bestimmten Zeit eine halbe
Viertelstunde lang. Danach darf der Wirt keine Getränke mehr
ausschenken.
Westlich des Zollhauses (3) an der Opferbaumer Straße
liegt der Hochfürstliche Kammer- oder Vogteihof (4), der
teilweise von einer Mauer umgeben ist. Daneben liegt der See (5). Die
ehemalige Wasserburg wurde schon 200 Jahre vorher abgebrochen. Am
Ostende des Dorfes breitet sich der Zehnthof mit der Zehntscheune (6)
aus.
Mitten durch das Dorf führt die „Chaussee-Straße (7), die
heutige B 19. Parallel dazu verläuft die Rabensteinergasse (8)
(Langgasse), die am Südende durch das Rabensteiner Tor abgeschlossen
wird. Im Westen, am Oberen Tor (9) gabelt sich die Kirchstraße
in die Wege nach Rieden und Mühlhausen. Selbst die Dorfheg (10) und die Bildstöcke (11) hat der Zeichner nicht vergessen. |
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Die Ablichtung und die Zitate „....“ sind entnommen dem Kalender 1991, Mainpresse Richterdruck. |