Zeuzleben

Wo die Wern von Werneck kommend sich westwärts wendet, liegt Zeuzleben. Fruchtbare Felder umgeben das alte Dorf, das früher größer als Werneck war. Zeuzleben, mundartlich „Zeuzlum“, wird erstmals 876 in einer Urkunde des Klosters Fulda erwähnt. Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim verlieh 1774 u. 1775 in zwei Urkunden die „Conceßion“ auf insgesamt vier Jahr- und Viehmärkte, die bis Anfang 1960 Bestand hatten. Es geht die Sage, Zeuzleben sei durch die Pest einmal ganz ausgestorben gewesen. Das könnte um 1350 gewesen sein. Den Ort sollen Schweizer wieder besiedelt haben, weswegen Zeuzleben in seinen Nachbarorten bis heute die „Schweiz“ ge- nannt wird. Zeuzleben, ein Ortsteil der Marktgemeinde Werneck hat zur Zeit ca. 970 Einwohner.

Dass Zeuzleben schon sehr früh besiedelt war, zeigen Funde aus jüngster Zeit. 1983 wurde am „Sonnenhof“ eine thüringisch-fränkische Adels- und Gefolgschafts- grablege mit 75 Grabanlagen aus dem 6. Jahrhundert freigelegt. Es wurden neben den überwiegend mensch- lichen Bestattungen auch neunzehn Tiergräber gezählt (15 Pferde u. 4 Hunde). Im zentral gelegenen, mehrge- schossigen Hauptgrab war eine junge Frau, vermutlich eine herausragende Persönlichkeit bestattet. Man hat- te sie auf einen vierrädrigen Wagen gebettet, der in ca. 4 Meter Tiefe montiert worden war. 1996 wurde bei der Ausweisung eines weiteren Baugebietes am heutigen „Scherbenberg“ eine Siedlungsanlage der sogenann- ten Urnenfelderkultur (1200 bis 750 v. Chr.) entdeckt.

 

Den Mittelpunkt des Dorfes bildet die Kirche Sankt Bartho- lomäus. Früher befand sich um die Kirche herum ein geräu- miger Friedhof, der von Mauern und Gaden umgeben war. Der Turm stammt aus dem 13. Jahrhundert. Das Langhaus, das nur einen Eingang an der Westseite hatte war ursprüng- lich direkt an den Turm angebaut. Im Turm befand sich der Altarraum. Das jetzige Langhaus wurde 1753-1755 nach Plä- nen aus dem Büro von Balthasar Neumann erstellt. Hoch- altar und Kanzel sind 1766 von Materno Bossi, die beiden Nebenaltäre 1783 vom Zeuzlebener  Schreinermeister Valen- tin Weber angefertigt worden. Vermutlich von Antonio Bossi ist das Wappen vom damaligen Fürstbischof Adam Friedrich von  Seinsheim über dem Chorbogen, das mit einem Baldachin und zwei Engeln verziert ist. Die Orgel wurde 1744 von der Firma Seuffert in Würzburg gebaut. Von den beiden 1885 und 1886 von Alexander Sutor aus Passau gefertigten Glasfenstern ist nur das mit dem Motiv „Anbetung der drei Weisen“ erhalten. Das Fenster: „Jesus im Tempel“ wurde im Jahre 1943 durch Kriegseinwirkung zerstört. Ein 1891 angebrachtes Deckengemälde mit dem Motiv „Christo übergibt Petri den Schlüssel des Himmelreichs....“ fiel 1953 bei der Innenrenovierung mit der brüchig gewordenen Decke ab.

 

Zeichen des frommen, religiösen Sinnes der Zeuzlebener Altvorderen sind die vielen Bildstöcke in Dorf und Flur. Der älteste Bildstock im Landkreis Schweinfurt steht am Marktplatz (Bild rechts). Nachdem manche bereits stark verwittert oder beschädigt waren, begann man im Jahre 1979 die noch erhaltenswerten Steinzeugen zu restaurieren, um sie vor dem drohenden Verfall zu retten. Einige der Bildstöcke sind verschwunden und für alle Zeiten verloren. Erfreulicherweise gibt es aber noch Bilder oder mündliche Überlieferungen zum ehemaligen Standort oder Aussehen. Leider sind einige Bildstöcke nur noch Betonabgüsse weil die Originale bei früheren Restaurierungen nicht mehr an die Gemeinde zurückgegeben wurden. Auch in jüngster Zeit ist man bemüht, das Erbe der Vorfahren weiterzuführen. Mancher Besitzer hat auf eigene Kosten „seinen“ Bildstock wieder herrichten lassen. Auch die sehr gut harmonierende Vereinsgemeinschaft hat den Reinerlös aus dem 10. Bürgerfest und den Lindenfesten in die Dorfverschönerung eingebracht. So wurde ein nicht mehr zu reparierender Bildstock in der Zehntstraße ersetzt. Dort steht jetzt eine zeitgemäße Form mit der Figur: „Maria - Herzogin von Franken“. Auch die Restauration der Kreuzwegstationen im Friedhof wurde aus dem Festertrag eines Lindenfestes mitfinanziert. Dort mussten zerstörte Steine oder Steinteile ersetzt und Abbrüche und Fehlstellen ergänzt werden. Die stark beschädigten, teilweise total verwitterten oder ganz verlorengegangenen Bildtafeln wurden erneuert. Sie wurden wieder in der ursprünglichen Ausführung in Emailletechnik im Jahr 2000 von einem Schwebenrieder Künstler erstellt.

 

Weitere Informationen und Wissenswertes findet man im Buch „Zeuzlumer G’schicht“, das zum 10. Bürgerfest 1994 erschienen ist. Dort ist die Geschichte des Dorfes von der Vor- und Frühgeschichte bis heute sehr ausführlich beschrieben. Anlässlich des Bürger- festes wurde das links abgebildete Emblem geschaffen, wo die Geschichte Zeuzlebens symbolisch dargestellt ist. Die untere Hälfte zeigt eine „Franziska“, eine für Franken be- sonders typische Waffe aus dem Gräberfeld am Sonnenhof. Es handelt sich dabei um ein Wurfbeil, das ähnlich wie ein Bumerang auf den Feind zugeschleudert wurde u. diesem tödliche Verletzungen zufügen konnte. Es ist Zeuge der frühen Besiedlung Zeuzlebens. Rechts oben: Löwe des Hochstifts Bamberg, Teil des Wappens von Adam Friedrich von Seinsheim, Fürstbischof von Würzburg. Er weihte die Ortskirche und verlieh Zeuzleben 1774 das Marktrecht. Links oben: Seit Jahrhunderten volkstümlich als „Fränkischer Re- chen“ bezeichnet, das Wappen des Hochstifts Würzburg, zu dem Zeuzleben gehörte.

Roland Bappert